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Interview

Junge Frauen rein ins Business - lernt, gesund zu führen!

Interview mit Prof. Dr. Beate Schultz-Zehden, Professorin für Gesundheitsmanagement im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften

Gerade hat die bbw Hochschule ihre neuen Studierenden für die Bachelor- und Master-Studiengänge mit der Spezialisierung Gesundheitsmanagement immatrikuliert. Haben Sie mit mehr Bewerbern und Einschreibungen gerechnet?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Wir haben Studierende in zwei Gruppen, ins Vollzeit- und ins berufsbegleitende Studium aufgenommen. Dabei sind einige mit interessanten Berufswegen und Branchenkenntnissen. Das freut mich. Sie werden gute Studienbedingungen haben und wir werden sehr intensiv miteinander arbeiten können. Aber, keine Frage: Es müssten alle Hochschulen zusammen wesentlich mehr Gesundheitswissenschaftler und -manager ausbilden, denn das Gesundheitswesen in Deutschland muss inzwischen damit rechnen, dass bis 2035 nicht nur 130.000 - 150.000 Pflegekräfte, sondern auch Führungskräfte in Größenordnungen fehlen werden.

Über Führungskräftemangel in der Branche hört und liest man gegenwärtig noch sehr wenig...

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Dafür kürzlich in der Studienstatistik, dass sich im vorigen WS 2017/18 bundesweit etwa doppelt so viel Schulabgänger und junge Berufstätige für geisteswissenschaftliche Studiengänge entschieden haben - nur ca. 176.000 für die Gesundheitswissenschaften - einschließlich Humanmedizin. Das ist gesellschaftlich und volkswirtschaftlich bedenklich.

Inwiefern?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: ... ganz davon abgesehen, dass sich viel zu viele junge Leute für Studien entscheiden, die weitestgehend außerhalb des gesellschaftlichen Bedarfs liegen, zeigt sich daran auch, dass die Gesundheitsbranche als nicht attraktiv genug angesehen wird. Jeder hat von den schlechten Arbeitsbedingungen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen gehört - von niedrigen Löhnen, permanenter Überlastung vieler Beschäftigten , fehlender gesellschaftlicher Wertschätzung und hohem Kostendruck. Wer sich sein Berufsleben vorstellt, möchte nicht zuallererst den Pflegenotstand in einer alternden Gesellschaft mit sogar noch wachsendem Bedarf an Gesundheitsleistungen verwalten und den allgemeinen Mangel managen müssen. Leider kann diese Befürchtung offenbar nicht häufig genug dadurch verdrängt werden, dass sich Gesundheitsmanager gleichzeitig in einer Wirtschaftsbranche mit steigenden Umsätzen und einer hoch innovativen Umgebung zwischen Mensch - Diagnostik und Medizintechnik bewegen. In diesem Konflikt sehe ich die Herausforderungen und gleichzeitig viele Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Absolventen.

Das heißt also mit dem Auftrag fürs Hochschulmarketing: Sucht unter den Abiturienten und Berufstätigen nach den Pfadfindern, den sozial Engagierten, die technikaffin, sparsam und gestaltungsfreudig sind, ist es nicht getan?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Kaum. Damit es im Public Health-Bereich wieder genug Fach- und Führungskräfte gibt, braucht es eine politische und gesellschaftliche Anstrengung. Sie reicht von Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen bis hin zur Wertschätzung der Menschen, die sich hier in einem hochgradig anspruchsvollen Umfeld engagieren.

Denken Sie, dass das angekündigte Milliardenpaket der Bundesregierung an der Stelle für etwas mehr Optimismus und für mehr Bewerber im Gesundheitsmanagement-Studium sorgen kann? Immerhin sind hier Personalgewinnung im Ausland, attraktive Gehaltsaufstoc

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Das sind erste Schritte. Sie beziehen sich aktuell auf ein Zehntel des Bedarfs, auf 13.000 im Ausland anzuwerbende, fachlich und sprachlich nicht sofort einsetzbare Pflegekräfte. Die zusätzlich geplanten Aus- und Weiterbildungsinitiativen sind ebenfalls langwierig. Ich sehe dafür auch noch keine überzeugenden Konzepte. Weder zur Unterstützung von Fach- und Hochschulen, noch was echte Argumente für die Ausbildung in gesuchten Berufen betrifft. Außerdem müssen die Stellenschlüssel dringend an den realen Arbeitsaufwand angepasst werden...

Es scheint, als bräuchten die Teams in den Kliniken, Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, Fach- und Hochschulen noch einen langen Atem, oder?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Auf sie kommt jedenfalls so schnell nicht die erhoffte Entlastung bzw. Bewerberflut zu. Positiv sehe ich, wie viele andere Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die Prognose eines künftig noch stärker wachsenden Frauenanteils in den sozialen und Gesundheitsberufen.

Aber, wirkt der nicht eher noch problemverschärfend? Denken wir an die Familienpausen...

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Natürlich werden die Frauen Familienzeit brauchen, aber dafür gibt es inzwischen weitsichtige Arbeitgeber, die sich sehr erfolgreich Betriebskitas leisten und, wo möglich, flexible Arbeitszeitmodelle anbieten. Der Haupteffekt für die Branche ist: Wo es einen höheren Frauenanteil gibt, wächst auch der Anteil von Frauen, die das Sagen haben. Und wo Chefs weiblich sind, gibt es nachgewiesener Maßen weniger Überstunden. Zumindest statistisch bedeutet das auch weniger Krankheits- und Ausfälle.

Hier macht der Frauenanteil in der Belegschaft einen Unterschied?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Ja. Übrigens meist machen sie auch einen betriebsklimatischen, emotionalen, solidarischen Unterschied. Das sind Stärken von Frauen. Natürlich auch nicht aller. Nur leider trauen sich noch zu wenige Abiturientinnen und Praktikerinnen in unsere wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge mit Spezialisierung Gesundheitsmanagement. Aber die, die schon da sind, möchte ich schon im Bachelorstudium ermutigen: Frauen, traut euch ins Business und vor allem ins Gesundheitswesen! Ich möchte studienbegleitend eine Workshop-Reihe anbieten, die junge Studentinnen ab dem 3. Semester in ihrer Entscheidung für eine Führungsrolle stärken soll. Ich möchte sie mental und methodisch unterstützen, ihre Ängste vor einer Karriere im Gesundheitswesen abzulegen. Das werde ich der Hochschulleitung vorschlagen.

Wie sollten denn künftige Führungskräfte Ihrer Meinung nach für eine Führungsfunktion im Gesundheitswesen ausgestattet sein?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Die Basis ist natürlich gutes fachliches - wirtschaftliches, sozial- und gesundheitswissenschaftliches Know-how. Aber auch die Persönlichkeit zählt. Führungskräfte brauchen allgemein eine gute Lernfähigkeit, Weitblick und die Fähigkeit zu analysieren und zu reflektieren. Sie brauchen neben Kreativität, Offenheit und Problemlösungsfähigkeit aber auch Führungswillen und -stärke. Vieles davon kann man sich erarbeiten. Führungskräfte im Gesundheitswesen brauchen aber auch eine besondere emotionale Kondition und eine besonders starke Fähigkeit zur Resilienz. Motivationsfähigkeit immer internationaler und diverser werdender Teams kommt dazu, in denen auch ältere Mitarbeiter Schutz genießen. Das ist ein ganz schöner Packen. Das möchten wir vermitteln. Ich lege zusätzlich den Fokus auf die Gesundheitserziehung. Ich weiß aus langjähriger Leitungserfahrung in einem Krankenhaus, wer die eigene Gesundheit und die seines Teams fest im Blick hat, führt meist erfolgreicher als andere. Gesund zu führen ist deshalb nicht umsonst längst eine Zukunftskompetenz erfolgreicher Personalführung.

Erwartet die Wirtschaft solche Kompetenzen bereits bei der neuen Manager-Generation?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Einige große Unternehmen schon. Sie sind auch mit Blick auf den anstehenden Strukturwandel, die Herausforderungen durch die Digitalisierung usw. wünschenswert. Wenn wir nicht nur ihre Effizienz und permanente Selbstoptimierung fördern, sondern Führungskräfte befähigen, systemisch zu denken und sich insgesamt für gesunde Arbeitsbedingungen und ein gutes Betriebsklima zu engagieren, können sie im Sinne des Unternehmenserfolgs viel mehr erreichen. Ein Beispiel: Chefarzt oder Chefärztin arbeitet selbst regelmäßig 60 Wochenstunden - natürlich wird er/sie das gleiche wegen einer klaren Gesetzeslage von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht direkt einfordern, aber, das Vorgelebte suggeriert, dass ähnliches Engagement erwartet wird. Zumindest ist das Verhalten so interpretierbar. Das kann kurzfristig ergebnisseitig gut aussehen, aber es ist ein Problem, das krank macht. Das muss bewusst gemacht werden. Deshalb hilft es, an Vorbildrolle und Führungskompetenz zu arbeiten. Am besten nicht erst nach jahrelanger Praxis in einem Coaching - am besten gleich im Studium.

Sehen Sie das gesunde Führen als eine Kompetenz an, die besondere Beachtung braucht?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Durchaus. Es gibt natürlich noch weitere. Wir müssen immer sehen: Hochschulen haben die Verantwortung für künftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen, denn unsere Absolventen werden sie steuern. Wir haben dafür ein sehr wirtschaftsnahes, praxisbezogenes, internationales Bachelor- und Master-Studienprogramm, in dem einige Softskills, Führungsstrategien und -methoden erlernt werden können. Jedes Masterstudium enthält z.B. ein Modul "Managementskills". Daneben gibt es ein hochwertiges akademisches Weiterbildungsformat für Executives, die schon Führungserfahrung haben. Das ist eine gute Basis um zu lernen, was Führung ausmacht. Gesundes Führen gehört noch nicht zum Standard, es ist mit Sicherheit aber ein echtes Zukunftsthema, wichtiger als vieles andere.

Die Ausbildung und das Training solcher speziellen Zukunfts-Skills werden immer stärker diskutiert, auch an der bbw Hochschule?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Natürlich. In den Studienangeboten hat das Training dieser Skills an den meisten Hochschulen, die ich kenne - auch bei uns - noch Nachholbedarf. Das ist aber auch kein Wunder, weil wir Studierende auf Arbeitswelten vorbereiten müssen, die weitestgehend spekulativ sind. Und ganz sicher kämpft auch an anderen Hochschulen der Drang so viel wie möglich Fachliches in die Curricula zu packen häufig dagegen, mehr Softskills zu vermitteln. Oft genug geht das so aus, dass eine Mehrheit der Professoren sagt: Die Softskills vermitteln wir doch in den Fachmodulen, unterwegs. Als Ergänzung. Aber so kriegen wir nicht die nötige Systematik. Das muss aufhören.

Was ist denn der bessere Ansatz?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Ein Mindset zu entwickeln, mit dem wir unsere Absolventen auf einer guten empirischen und wissenschaftlichen Basis mit zukunftsfähigen Kompetenzen ausstatten können, die die Wirtschaft braucht und den Beschäftigten nutzen. So ein Mindset haben Stifterverband und McKinsey in einem Future-Skills-Framework entwickelt und in drei Kategorien unterschieden. Dazu gehören an erster Stelle technologische Fähigkeiten, an zweiter digitale Fähigkeiten und an dritter Stelle klassische Fähigkeiten. Sie sollen Absolventen in die Lage versetzen, Probleme in den zunehmend unbeständigen und komplexen Arbeitswelten besser analysieren und bewältigen zu können.

Wie geht es nun weiter?

Prof. Dr. Schultz-Zehden: Aus den nötigen Fähigkeiten gilt es die richtigen Bündel für die einzelnen Studiengänge auszuwählen und in den Curricula mit Wissen und Trainingseinheiten zu verankern. Daran arbeiten wir aktuell an unserer Hochschule in Beiräten mit Praktikern, Professoren und Hochschulleitung, wie es zeitgleich viele andere Hochschulen tun. Und das vorrangig in den Studiengängen, die schon länger als drei - vier Jahre am Start sind. Parallel zu den Inhalten arbeiten wir natürlich auch didaktisch und setzen an der Hochschule ein Digitalisierungskonzept um . Das Gute ist, dass wir als noch junge, relativ kleine Hochschule und als Hochschule der Wirtschaft sehr schnell Studiengänge modifizieren und neu entwickeln können, weil wir die höchsten Qualitätsnormen, die für Hochschulen in Deutschland gelten, erfüllen. Wir werden unsere Hausaufgaben machen, jetzt müssen die Gesundheitspolitik und -wirtschaft schleunigst nachziehen.